Wie steht es grundsätzlich um die Datensicherheit der Kunden? Wissen die TULIP Anwender beispielsweise zu jeder Zeit genau, wer aus welchem Grund gerade Zugriff auf die Daten hat und besteht grundsätzlich die Möglichkeit, dass Kunden souverän und jederzeit bestimmen können, wann welcher Partner Zugriff auf die Daten hat?
Der Zugriff auf Daten lässt sich auf Kundenseite über bestehende Authentifizierungen in den Unternehmen lösen und mit Hilfe von Rollenprofilen innerhalb von TULIP. Diese legen fest, wer was sehen und ändern darf. Grundsätzlich verfolgt TULIP aber das Ziel der Transparenz, um redundante Daten zu vermeiden und Prozesse miteinander zu verknüpfen. TULIP will keine Daten-Silos schaffen. In der Beziehung zwischen Kunde und Lieferant bietet TULIP sowohl den Standard REST API als auch eine Möglichkeit, TULIP-Instanzen von Kunden und Lieferanten zu verbinden. Die Speicherung der Daten erfolgt in Europa durch Microsoft Azure.
TULIP steht für eine Digitalisierung, die den Menschen im Mittelpunkt sieht. Wie äußert sich das in der Praxis?
Wir haben mittlerweile viele Beispiele, in denen die Personen vor Ort ihre tagtäglichen Probleme lösen können. Mit TULIP haben wir ein Tool, das in den Leitplanken der Zentralen IT genutzt werden kann. Außerdem betreiben wir den agilen Entwicklungsansatz, bei dem viele Schleifen inklusive Feedback und Lernen im Fokus stehen. Wir wollen also nicht am Problem vorbei Lösungen bauen. Ein gutes Beispiel ist auch die interne Verprobung in unserer monoBLOCK Excellence Factory. Als sie konzipiert und gebaut wurde, hat DMG MORI das dortige Team stark eingebunden, um die Montage der Maschinen für alle Beteiligten möglichst ergonomisch und effizient zu gestalten. Das betraf auch die Erstellung der TULIP App, bei der sich die einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einbringen konnten. Mit anderen Worten: Sie haben die Digitalisierung nach ihren Anforderungen vorgenommen und mussten sich nicht irgendwelchen starren Systemen unterwerfen.
Eine Herausforderung in der Digitalisierung ist nach wie vor der Umgang mit den zahlreichen Daten. Wie erfasst TULIP diese im Kontext beispielsweise mit ERP und MES?
ERP und MES sind übergeordnete Systeme, die Abläufe vom Auftragseingang über die Fertigung bis zum Auftragsabschluss managen und die Personen auf dem Shopfloor haben oft keinen direkten Zugang zu diesen Informationen. Mit TULIP kann man den Personen auf dem Shopfloor die relevanten vorhandenen Informationen übersichtlich und schnell bereitstellen Des Weiteren gibt es auf der unteren Prozessebene jedoch immer wieder Schritte, die von einem MES nicht erfasst oder vorgegeben werden, beispielsweise Quality Gates oder Freigaben. An der Stelle kommen meist wieder Excel-Tabellen oder sogar Papierdokumente zum Einsatz. TULIP Apps fungieren hier als Konnektoren, die Informationen aus dem ERP System live anzeigen und Daten aus der Fertigung zurückspielen können. Überspitzt gesagt „zwingt“ TULIP ein Unternehmen, „in Daten zu denken“. Das ist ein wichtiger Schritt in der digitalen Transformation. Bereiche müssen über Prozesse und Daten sprechen und ein gemeinsames Datenmodell des Unternehmens finden.
Lassen sich dadurch mittelbar oder unmittelbar Rückschlüsse auf die jeweiligen Bedienerinnen und Bediener ziehen?
Prinzipiell ja, aber TULIP kann auch mit anonymen Konten genutzt werden. Somit ist keine unmittelbare Beziehung von Daten zu Personen möglich. Bei sehr sensitiven Prozessdaten lasst sich die TULIP App entsprechend anpassen, dass keine Rückschlüsse möglich sind. Lediglich die relevanten Prozessdaten werden dann gespeichert. Der Rest kann automatisiert gelöscht werden.