Wunschpartner für die Welt
Bereits seit 2014 arbeiten die FUCHS PETROLUB SE und DMG MORI eng zusammen – zunächst im Rahmen konkreter Kundenprojekte in Asien – und seit 2017 offiziell in Form einer umfassenden Technologiepartnerschaft. Erklärtes Ziel war und ist die zukunftsorientierte Weiterentwicklung von Schmierstoffen und Dienstleistungen im Werkzeugmaschinenbereich. Über das DMG MORI Qualified Products Programm (DMQP) haben die Unternehmen ihre Zusammenarbeit weiter vertieft. Seit 2019 ist FUCHS zertifizierter DMQP Partner mit exklusiv auf Maschinen und Prozesse abgestimmten Kühlschmierstoffen und Schmierstoffen. Über ihre intensive Kooperation Christian Thönes, Vorstandsvorsitzender DMG MORI AKTIENGESELLSCHAFT, und Stefan Fuchs, Vorstandsvorsitzender FUCHS PETROLUB SE.
Welche Aspekte haben dazu geführt, dass Sie die Partnerschaft zwischen DMG MORI und FUCHS immer weiter ausgebaut haben – bis hin zur DMQP Zertifizierung?
Christian Thönes: Bei den ersten gemeinsamen Kundenprojekten in China und Asien konnten wir zusammen mit FUCHS individuelle Aufgabenstellungen erfolgreich lösen. Diese Lösungen zeigten bereits damals eine hohe Relevanz auch für andere Unternehmen – mit dem entsprechenden Skalierungspotenzial. Aus diesen Erfolgsszenarien heraus ist eine immer engere Partnerschaft mit FUCHS erwachsen, von der wir bis heute in dutzenden Entwicklungsprojekten, beispielsweise in der Spindelentwicklung, beide profitiert haben.
Stefan Fuchs: Die Partnerschaft funktioniert auch deshalb so gut, weil sowohl DMG MORI als auch FUCHS mit jeweils vielen tausend Angestellten sehr global agieren und dezentral strukturiert sind. Allein FUCHS ist weltweit mit 58 operativen Gesellschaften vertreten. DMG MORI ist bekannt für seine weltweiten Technology Excellence Center. Dadurch pflegen wir eine sehr ähnliche Herangehensweise im Tagesgeschäft, was die Zusammenarbeit natürlich erleichtert.
Basierend auf der langjährigen Partnerschaft und der DMQP Zertifizierung kooperieren DMG MORI und FUCHS heute auf verschiedenen Ebenen der Produkt- und Serviceentwicklung eng zusammen. Was hat sich dadurch für die beiden Partner verändert und vor allem – wie profitiert der Kunde vom partnerschaftlichen Angebot?
Stefan Fuchs: Im „Innenleben“ besteht seit jeher ein gewachsenes und vertrauensvolles Miteinander. Daran hat sich im Prinzip wenig verändert. Die gemeinsame Entwicklung skalierbarer Problemlösungen für bestimmte Anforderungsprofile hat jedoch zu einer noch stärkeren Orientierung am Kundennutzen geführt. Daran erkennt man, wie gut beide Unternehmen zusammenpassen. Wir sind darauf bedacht, Kunden ganzheitlich zu unterstützen.
Christian Thönes: Das kann ich nur bestätigen. Inzwischen gibt es auf allen Ebenen unserer Unternehmen einen überaus intensiven Erfahrungsaustausch und Ideentransfer, der beide Partner immer stärker macht. Dadurch werden vor allem unsere gemeinsamen Kunden immer stärker, weil wir immer wieder innovative Geschäftsmodelle entlang der gesamten Wertschöpfungskette entwickeln. Beispielsweise ermöglichen der ganzheitliche Technologiekreislauf von der Materiallieferung bis zur Entsorgung und unser ergänzendes DMQP Programm den Kunden einen direkten Zugriff. Dies gilt sowohl für die herausragenden Schmierstoffe, Fette sowie Spindel- und Hydrauliköle von FUCHS als auch auf die gemeinsam entwickelten Produkte. Durch diesen ganzheitlichen Ansatz sind unsere Kunden in der Lage, noch erfolgreicher zu werden.
Aus Sicht vieler Kunden ist der Kühlschmierstoff eine Art Blackbox. Wie bringen Sie bei dem Thema Licht ins Dunkel?
Christian Thönes: Schon bei der Auswahl und Konzeption einer Fertigungslösung unterstützen wir die Kunden mit unserem Vertrieb und dezentralen Kompetenzen beispielsweise in den weltweiten Technology Excellence Centern. Dabei geht es um die Auswahl des richtigen Kühlschmier-stoffs, damit dieser optimal auf Anwendung, Bauteil und Maschine abgestimmt ist.
Stefan Fuchs: Wir unterstützen DMG MORI in diesem Zusammenhang mit Experten vor Ort sowie Laborkapazitäten, die eine genaue Analyse der Anwendungen erlauben. Gemeinsam untersuchen wir mit DMG MORI Servicetechnikern ganz konkret die jeweilige Problemstellung. Und bieten Schulungen durch FUCHS Anwendungstechniker an – in Form von Workshops oder als Videokonferenz.
Gibt es Beispiele für Kühlschmierstoffe, die auf Basis einer solchen Zusammenarbeit entstanden sind?
Christian Thönes: Die DMQP Kühlschmierstoffe ECOCOOL TNA-IDM und ECOCOOL AFC-IDM sind solche Beispiele . Diese stellen eine entscheidende Technologiekomponente dar und gewährleisten unseren Kunden höhere Performance, längere Standzeiten und bessere Wiederholgenauigkeiten. Sie unterstützen mit ihren Eigenschaften eine bessere Energieeffizienz und damit die Nachhaltigkeit des Zerspanprozesses.
Was bedeutet das konkret?
Christian Thönes: Konkret gilt: Je höher die Beanspruchung während der Zerspanung ist, desto größer wird der Einfluss des Kühlschmierstoffs auf das Bearbeitungsergebnis. Vor diesem Hintergrund gilt unter anderem die Zerspanung von Titan- oder Nickelbasislegierungen beispielsweise im Aerospace-Sektor als eine der Königsdisziplinen. Auch Kobalt-Chrom-Legierungen wie in der Medizintechnik stellen hohe Anforderungen an die Bearbeitung.
Stefan Fuchs: Diesbezüglich haben wir jüngst im innovativen Schulterschluss mit dem DMG MORI Aerospace Excellence Center einen Benchmark-Test für Kühlschmierstoffe initiiert. Im Praxiseinsatz profitieren die Anwender von einem deutlich homogeneren Verschleißverlauf. Das wiederum verbessert gleichermaßen die Maschinenperformance und die Prozessstabilität. Zudem reduziert sich der Verschleiß sowohl an den Hauptschneiden als auch am Eckenradius um bis zu 85 Prozent!
Sie hatten generell die Nachhaltigkeit der FUCHS Lösungen betont. Welche Rolle spielt dieses Thema in der Partnerschaft?
Christian Thönes: Für DMG MORI – und ich denke auch für FUCHS – ist Nachhaltigkeit seit Jahren ein relevantes Zukunftsfeld in der Unternehmensstrategie. Die hohen Ansprüche gelten damit ohne jede Einschränkung auch für unsere Technologiepartnerschaft. Außerdem gilt bei uns: Grundsätzlich müssen alle verwendeten Schmierstoffe leistungsfähig, wirtschaftlich, robust sowie frei von umwelt- und gesundheitsbelastenden Inhaltsstoffen sein.
Stefan Fuchs: Darüber hinaus arbeiten wir in einer Vielzahl gemeinsamer produkt- und prozessbezogener Entwicklungsprojekten intensiv daran, den ökologischen Fußabdruck im Bereich der Schmierstoffe für und bei unseren gemeinsamen Kunden nachhaltig weiter zu reduzieren. Dabei spielt neben den ressourcenschonenden und umweltverträglichen Produkten natürlich auch das Umfeld eine entscheidende Rolle.
Können Sie konkrete Beispiele für nachhaltige Entwicklungen geben?
Stefan Fuchs: Zunächst einmal müssen wir festhalten, dass FUCHS – so wie auch DMG MORI – seit 2020 CO2-neutral produziert. Die Entwicklung nachhaltiger Produkte liegt uns ebenso am Herzen. Ein anschauliches Beispiel ist unsere gemeinschaftliche Mitwirkung an dem Projekt „BIOMANU III: Maschinenoberfläche in Wechselwirkung mit KSS“. Dort geht es um die Entwicklung eines qualifizierten mikrobiellen und biobasierten Kühlschmierstoffs, um ganzheitliches Fluidmanagement für Kühlmittelzirkulationssysteme und um den Lotuseffekt auf Oberflächen. Dieser kann Verschmutzungen minimieren. FUCHS unterstützt das Projekt von der chemischen Seite und mit Kühl-schmierstoff-Know-How.
Christian Thönes: Schmierstoffe leisten auch einen Beitrag zur Reduzierung des CO2-Fußabdrucks – zum einen über die Auswahl der Rohstoffe und Lieferketten, zum anderen über modernste Formulierungen. Darüber lassen sich Wärmeaufnahme und Reibungskräfte reduzieren, was den Energiehaushalt der gesamten Maschine optimiert. Nicht zuletzt haben wir die Logistikkette der DMG MORI Spare Parts nachhaltig optimiert.
Was heißt das?
Christian Thönes: Nehmen Sie unsere globale Ausrichtung: Früher wurden selbst kleine Mengen an Schmierstoffen aus den zentralen DMG MORI Ersatzteilzentren in alle Welt verschickt. Inzwischen erfolgt die Beschaffung auf kurzen Wegen unmittelbar über das weltweit verzweigte Produktions- und Vertriebsnetz von FUCHS (über DMG MORI), wobei die Schmierstoffe meist sogar regional produziert worden sind.
Stefan Fuchs: Was mich zudem besonders freut: Über unsere Aufbereitungs- und Entsorgungsoptionen, die wesentliche Bestandteile der Technologieexpertise sind und eine Besonderheit des DMQP Stoffkreislaufs ausmachen, gewährleisten wir den Kunden von DMG MORI eine sprichwörtlich durchgängige Nachhaltigkeit.
Empfiehlt DMG MORI jetzt ausschließlich FUCHS Schmierstofflösungen?
Christian Thönes: In der Tat sprechen wir eine Empfehlung für FUCHS Schmierstoffe aus. FUCHS ist in der Lage, uns und unsere Kunden mit einem umfangreichen Produktsortiment sowie ganzheitlichen und integrierten Kühlschmierstoff- bzw. Schmierstoffmanagement zu unterstützen. Dabei macht gerade die Summe der Kundenvorteile unsere Technologiepartnerschaft zu etwas Besonderem.
Stefan Fuchs: Dem muss ich außer einem Dank für das Statement und die tolle Zusammenarbeit nichts hinzufügen.
Was dürfen Kunden von der Technologie bzw. DMQP-Partnerschaft zukünftig erwarten?
Christian Thönes: Zwei wichtige Aspekte der Partnerschaft sind die kontinuierliche Verbesserung der Produkte und Services sowie die Steigerung von Marktpräsenz und Marktanteilen – dies insbesondere mit Blick auf Japan, China, Indien oder auch Amerika. Die dritte wichtige Säule ist das Forcieren gemeinsamer Entwicklungsprojekte – unter anderem im Umfeld der industriellen Digitalisierung…
Das verlangt nach einer Erklärung…
Stefan Fuchs: Kühlschmierstoffe haben einen großen Einfluss auf das Bearbeitungsergebnis. Und selbst der beste Kühlschmierstoff unterliegt einem Verschleiß, was unter Umständen den Prozess beeinträchtigen kann. Genau hier kommt die Digitalisierung ins Spiel. Deshalb arbeiten wir derzeit an einem Innovationsprojekt, dem FLUID ANALYZER IDM. Diese Sensorik hat das Ziel, für Kunden einen Mehrwert hinsichtlich der Produkt- und Prozessstabilität zu generieren.
Wie genau funktioniert der FLUID ANALYZER IDM?
Stefan Fuchs: Spezielle Sensoren analysieren den Zustand des Kühlschmierstoffs prozessbegleitend und visualisieren ihn entsprechend an der Maschinensteuerung. Das ermöglicht es dem Kunden, bei Veränderungen der KSS-Parameter proaktiv zu reagieren und nachzubessern. Das Ganze funktioniert als Single- oder Multi-Machine-Use Case. Außerdem gibt es die Möglichkeit, bestehende Maschinen mit dem FLUID ANALYZER IDM nachzurüsten.
Christian Thönes: Gerade dieses Gemeinschaftsprojekt zeigt deutlich, wie ernsthaft und umfassend wir das Thema Digitalisierung nehmen. Erstmals angeteasert hatten wir das Thema einem ausgesuchten Kreis von möglichen Kunden Anfang 2020 zur Hausausstellung in Pfronten. Die Resonanz war überwältigend. In Zukunft gehen wir noch einen Schritt weiter, indem wir gemeinsam ein as-a-Service Subscription Konzept in Bezug auf den Lebenszyklus von Kühlschmierstoffen und Schmierstoffen ausarbeiten.
Was bedeutet das für Kunden?
Christian Thönes: Für Kunden sind as-a-Service Lösungen ein Benefit, weil sie alles aus einer Hand bekommen, dadurch absolute Planungssicherheit haben und sich zu hundert Prozent auf die Produktion ihrer Bauteile verlassen können.
Stefan Fuchs: Aus der kompletten Konzeptüberarbeitung im Zuge des Subscription Ansatzes wird sich auch eine Kühlschmierstoff Sensorik 2.0 entwickeln. Diese verbesserte Sensorik fokussiert sich auf die wesentlichen Vorteile der Kunden und ermöglicht ein massenmarkttaugliches Setup hinsichtlich der Preisgestaltung und des Vertriebsmodells.
Was dürfen die Anwender noch von der Kooperation zwischen DMG MORI und FUCHS erwarten?
Christian Thönes: Die branchenspezifische Zusammenarbeit in den Bereichen Aerospace und Medical wird einen großen Stellenwert haben. Unsere Experten werden in gemeinsamen Workshops Lösungsansätze erarbeiten, die sich ganz gezielt an den Kundenanforderungen orientieren.
Auch die Medical Excellence Center in Seebach, Chicago und Shanghai rücken bei dieser Zusammenarbeit noch näher zusammen. Aus der konzeptionellen Idee sind inzwischen schon erste Pilotprojekte entstanden, die unter anderem im Aerospace-Bereich überaus vielversprechende Ergebnisse zeigen. Unsere Kunden dürfen gespannt sein. Und Ihre natürlich auch, Herr Fuchs. Es gibt noch viel zu tun!
Stefan Fuchs: Richtig, auch mit Blick auf Regionen, in denen wir unsere Technologiepartnerschaft noch weiter intensivieren. Wir sind dabei und freuen uns natürlich auf die weitere Zusammenarbeit mit Ihnen und Ihrem Team!