Stichwort Segeln
Kojiro, warum segelst du? Was treibt dich an?
Ich bin in der japanischen Küstenstadt Kamakura aufgewachsen mit dem Ozean vor meiner Haustür. Als Kind wollte ich wissen, was sich hinter dem Horizont verbirgt. Diese Frage begleitete mich immer. Dann lernte ich meinen Mentor Yukoh Tada kennen. Er war die Antwort auf meine Frage als Kind. Das Segeln war die Antwort. Yukoh zeigte mir einen Weg, die Welt zu bereisen und Freunde zu finden. Die Abenteuer, die sich beim Segeln über die Ozeane ergeben, sind das, was mich antreibt. Das Segeln ist eine großartige Möglichkeit, das Leben auf dieser Erde zu genießen.
Und wie lerntest du Yukoh Tada kennen?
Ich traf Yukoh Tada, als ich 17 war. Er war der erste Japaner, der eine Hochseeregatta um die ganze Welt gewann. Ein Held. Ich wollte alles von ihm wissen. Wollte wissen, wie er sich auf diese riesige Herausforderung vorbereitet hatte. Also rief ich ihn an. Seine Nummer fand ich im Telefonbuch und wählte sie vom Bahnhof in Tokio aus. Niemand antwortete. Aber ich blieb hartnäckig, rief ihn immer wieder an. Am vierten Tag ging er schließlich ran. Ich glaube, es war vier Uhr morgens. Er war Taxifahrer und kam gerade von der Nachtschicht nach Hause. Mein Held war am Ende ein ganz einfacher Mann wie jeder andere, mit einem normalen Job. Aber er konnte dennoch jener Sache nachgehen, die er liebte. Und das war das Segeln.
In welcher Hinsicht hat Yukoh Tada dich beeinflusst?
Ich denke, seine uneingeschränkte Freude am Segeln hat einen großen Eindruck bei mir hinterlassen. Noch im größten Sturm konnte er lachen und war zu Scherzen aufgelegt. Und das ist eine der schwierigsten Sachen, die man tun kann. Wie schnell bekommt der Mensch in so einer Situation Angst, zieht sich unter Deck zurück und hat keinen Blick mehr für das wilde Meer um ihn herum? Nicht Yukoh. Die Art und Weise, wie er das Segeln selbst unter diesen Bedingungen genossen hat, nehme ich mir zum Vorbild.
Was war die bisher brenzligste Situation, die du erlebt hast?
Mit 25 wollte ich solo um die Welt segeln, von Japan bis Japan. Zweimal musste ich aufgeben wegen Problemen mit meinem Boot. Ein Punkt, an dem man leicht sagt: Es soll nicht sein. Aber ich gab nicht auf. Bat meine Freunde und Partner darum, mich ein drittes Mal zu unterstützen. Und dann schaffte ich es tatsächlich: einmal um die Welt, ohne Stopp, ganz allein.
Hochseesegeln ist extrem fordernd – körperlich und mental. Wie hältst du dich fit?
Ich mache das japanische laido, die Kunst des Schwertziehens, um Kraft zu sammeln. Es geht dabei viel auch um mentales Training, um gezielte Meditation. Was die körperliche Fitness angeht, gestalte ich meine Workouts nicht zu hart. Mein Körper braucht länger, um sich nach extremen Belastungen zu erholen. Mir geht es also eher um eine effiziente Balance: eine gute Portion Training, ohne mich jedoch komplett auszupowern.
Welchen Rat gibst du jungen ambitionierten Seglern?
Schreibt eure eigene Geschichte. Gebt nicht auf – und schreibt eure eigene, einmalige Geschichte.